Nr. 59 - 15. Juli 2017

AGDX-DX-Programm über Radio HCJB

Sendedatum: 15. Juli 2017


Willkommen zur heutigen Sendung der AGDX – der Arbeitsgemeinschaft DX. Mein Name ist Olaf Mertens und ich habe dieses Programm zusammengestellt.

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Über eine eigene Sendestelle in Pinneberg in Schleswig-Holstein strahlt der Deutsche Wetterdienst mehrmals täglich Seewetterberichte, Warnungen und Wettermeldungen aus. Gesendet wird auf Lang- und Kurzwelle in Textform als Funkfernschreiben. Auf Kurzwelle werden aber auch diverse Wetterkarten als Fax gesendet. Die Vorhersagen decken die Gebiete Nord- und Ostsee, Ostatlantik sowie das Mittelmeer ab.

Erste Übermittlungen von Wettermeldungen über Funk gab es in Deutschland bereits in den Jahren 1931-32. Eine erste deutsche Kurzwellenstation dafür wurde Anfang der Dreißiger Jahre auf dem Flughafen Fuhlsbüttel errichtet.
1934 kam es dort zu einem schweren Unglück: Ein Passagierflugzeug prallte bei schlechtem Wetter gegen die Sendemasten. Bei dem Absturz kamen alle Insassen ums Leben. Dieser Unfall war der Anlaß nach einem neuen Standort für eine Sende- und Empfangsanlage zu suchen. Bald wurde eine neue Funkstation auf dem heutigen Gelände in Pinneberg gebaut. Das etwa 10 Hektar große moorige Elbwiesengrundstück ist ideal für einen Senderstandort.
Ende 1935 begann hier ein erster Betrieb über drei  Kurzwellen- und drei Langwellensender mit Wettermeldungen der Deutschen Seewarte, Sendungen für die Luftfahrt und einem Überseefunkdienst.

1939 - mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde die Station weiter ausgebaut und nach dem Krieg von der Besatzungsmacht übernommen.
Im Oktober 1950 übergab man die Sendestelle Pinneberg dem damaligen Meteorologischen Amt für Norddeutschland.
1953 wurde der Deutsche Wetterdienst mit der Zentrale in Offenbach gegründet, zu dem die Wetterfunkstelle seitdem bis heute gehört.
Im Jahr 1998 mußten die vier Sendemasten von 1934 durch die jetzigen zwei 99 Meter hohen Masten ersetzt werden.

Für die Übertragung der Wetterdaten und Karten kommen heute ein 20-Kilowatt-Langwellensender und insgesamt 13 Kurzwellensender mit Sendeleistungen zwischen einem und 20 Kilowatt zum Einsatz.
Zu empfangen sind die Meldungen auf der Langwelle 147,3 Kilohertz und auf acht Kurzwellenfrequenzen. Die Station arbeitet mit mehreren Rufzeichen, die alle mit DDH oder DDK beginnen.
Die aktuellen Daten für die Ausstrahlung kommen aus der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. Sie werden über das Intranet des DWD zugeführt.

Die große Antennenanlage der Wetterfunkstelle befindet sich direkt neben der A23 bei Pinneberg. Sie ist rechts von der Autobahn gut zu sehen, wenn man von Hamburg in Richtung Heide fährt.

Die größte Sendeantenne ist die des Langwellensenders DDH47. Sie ist an zwei je 99 Meter hohen geerdeten, abgespannten Stahlfachwerkmasten aufgehängt. Der eigentliche senkrechte Strahler hat eine Länge von  80 Metern. Über die gleiche Antenne wird seit dem 29. August 2006 ein NAVTEX-Sender mit einem Kilowatt Leistung betrieben.
NAVTEX ist die Abkürzung von Navigational Text Messages und ein internationaler automatischer Wetter- und Warnfunkdienst für die Schiffahrt. Weltweit wird auf gleicher Frequenz zeitversetzt in einem fehlerkorrigierenden Funkfernschreibverfahren gesendet. Auf 518 Kilohertz kommen Meldungen in englischer Sprache.
Auf der in Pinneberg neu eingerichteten Frequenz  490 Kilohertz wurden erstmals Meldungen in deutscher Sprache über einen NAVTEX-Sender gesendet.
Weltweit gibt es über 120 NAVTEX-Sender. Der Sender in Pinneberg wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie betrieben. Er ist der einzige deutsche Sender dieses weltweiten Netzes.

In der Sendestelle sorgen vier Techniker rund um die Uhr für einen störungsfreien Betrieb. In der eigenen Werkstatt der Dienststelle können auch Reparaturen ausgeführt werden.
Für die Kurzwelle gibt es mehrere verschiedene Stab- und Reusenantennen und auch eine drehbare Logarithmisch-periodische Richtantenne.

Über die Wetterfunkstelle Pinneberg werden bei Bedarf auch die Forschungsschiffe Polarstern und Meteor mit speziellen Wetterdaten versorgt. In der Arktis ist die Kurzwelle von besonderer Bedeutung, da dieses Gebiet über Satelliten nicht versorgt werden kann.

Im Kurzwellenempfänger werden die als Fax übertragenden Wetterkarten oder auch die Fernschreibaussendungen als Töne wiedergegeben. Sie können über den Soundkarteneingang eines Computers und einem geeigneten Programm ausgewertet und sichtbar gemacht werden.
Ein geeignetes Programm ist zum Beispiel JVComm von Eberhard Backeshoff. Es kann als Demoversion im Internet heruntergeladen werden. Eine Registrierung zur Vollversion kostet 60 Euro.

Früher wurden gesprochene Seewetterberichte auch über Mittelwellensender der Rundfunkanstalten ausgestahlt. Anfang 2016 wurde die Nutzung der Mittelwelle für den öffentlich-rechtlichen Rundunk in Deutschland jedoch eingestellt. Danach hat der Deutsche Wetterdienst auch mit der Sprachausstrahlung von Seewetterberichten in AM auf Kurzewelle begonnen. Gesendet wird auf 6180 Kilohertz.
Die Sendezeiten sind 6 Uhr, 12 Uhr und 20 Uhr Weltzeit. Diese Ausstrahlungen der Seewetterberichte für die Nord- und Ostsee befinden sich offiziell im technischen Testbetrieb.

Empfangsberichte über Sendungen des Wetterfunksenders Pinneberg werden vom Deutschen Wetterdienst übrigens mit einer QSL-Karte bestätigt.

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Das war der heutige Beitrag der AGDX. Empfangsberichte über dieses DX-Programm bestätige ich gerne mit einer AGDX-QSL-Karte. Bitte schickt Eure Empfangsberichte an folgende Anschrift:

AGDX e.V.
Postfach 1214
in 61282 Bad Homburg
Deutschland

Informationen zur AGDX – der Arbeitsgemeinschaft DX gibt es auch im Internet unter www - Punkt – AGDX – Punkt – de. Vielen Dank fürs Zuhören. Die Programme der AGDX werden an jedem dritten Samstag im Monat gesendet. Der nächste Sendetermin ist am Samstag, den 19. August 2017.

Bis dahin alles Gute und weiterhin gut DX,
Olaf Mertens